Es sind oft die kleinen Dinge, die mich wütend machen. So zum Beispiel auf der Autobahn in der rechten Kolonne zu stehen und andauernd von links fahrenden dicken und schweren Autos überholt zu werden, die dann weit vorne in meine Kolonne einscheren, so dass wir, die « Braven », erst recht nicht vorwärts kommen. Im Psychodramaspiel (« Jakob- Urmenschliches in Szene gesetzt ») haben wir über solche Dinge nachgedacht und sind von Gerechtigkeit zu Macht und Ohnmacht gekommen. Humor und eine gewisse Gelassenheit, die biblischen Figuren Jakob, Laban und Lea, haben uns dabei geholfen. Doch Theorie und Praxis finden nicht immer zueinander.
So erscheinen im Leben, und auch im Spiel, hinter Wut und verletztem Eigensinn Macht und Ohnmacht,
die Ohnmacht
- der Macht des Gesetzes
- in der Erschütterung
- im Dilemma
- der Ohnmacht
- der Anstrengung
- der Wut
- der Gerechtigkeit
Und wo wir den Sinn für die letztere gerne in den Vordergrund stellen möchten, geht es viellecht nur um eines, ein « Spiel von Macht und Ohnmacht ».
Wie gehe ich mit der Ohnmacht meiner Ohnmacht um ?
Wie gehe ich mit ihr um, wenn ich nicht in simple Gegenmacht verfallen will ?
Durch Humor und Gelassenheit !
Gut, aber was heisst das praktisch ?
Wie machen wir Ohnmacht mächtig ?
Und aus einem « Spiel von Macht und Ohnmacht » wir ein « Spiel von der Ohnmacht der Macht und der Macht und der Ohnmacht der Ohnmacht ».
Was macht mich eigentlich wütend ?
Und wieso diese Unverhältnismässigkeit zwischen dem was passiert und meinen Gefühlen ?
Die Ungerechtigkeit oder meine Ohnmacht ?
Und Jakob war mit der falschen Frau im Bett.
Aber was sagt eigentlich sie dazu, Lea ? Keiner hat sie je gefragt, auch die Bibel nicht.
« C’est démentiel ». Und vier Stunden pro Woche für Berlusconi im Altersheim, obendrein ohne sich um die Grundpflege kümmern zu müssen, reichen längstens nicht !
Es ist die Konfrontation mit der Ohnmacht, der Macht der Ohnmacht, um die es geht.
Um weiterzukommen, müssen wir lernen, uns der Ohnmacht auszuliefern.
Wie lerne ich verlieren, nicht um zu gewinnen, aber dem Verlieren Macht zu verleihen, also ohne mächtig oder gegenmächtig zu werden ?
Sich der Ohnmacht ausliefern, nicht der eigenen, sondern der Ohnmacht, der Ohnmacht der Macht und der Macht der Ohnmacht, der Nichtmächtigkeit der Macht und der Macht der Nichtmächtigkeit.
Es gibt viele Orte, an denen wir das leben und erleben können, Orte der Solidarität ; man könnte auch von Nächstenliebe sprechen. Eigentlich Orte, an denen ich durch den Anderen und seine Ohnmacht mir zum Nächsten werde, Segensorte.
Es geht um die Ohnmacht als solcher, es geht um die Frage des Kreuzes ; « Kenose », würde der Theologe sagen.
Und der Tod ist von einer anderen Kategorie.
Das ist dann Gottessache.
Post scriptum :
Segen ist Ermächtigung ; im Psychodrama das Entrollen : Du bist Du !