Kant – Theologie – Gott – Würde

Theologie[1] redet nicht von Gott, sondern von dem, was wir von Gott zu verstehen glauben[2].

Grundlage, was die christliche Theologie betrifft, ist die von uns geglaubte Selbstoffenbarung Gottes im Zeugnis der Bibel.

Dies ist Glaubenssache und beweist in keiner Weise Gottes Sein oder seine Existenz.

Auch dass unsere Erkenntnis und unser Glaube von und an Gott von Gott gegeben sind, ist Glaubenssache.

Wir wollen nicht einmal so weit gehen wie Kant und Gott als Möglichkeit von der Vernunft her (logisch) begründen.

Der Glaube genügt uns, auch ohne Daseinszweck, Endzweck der Schöpfung oder Gott als notwendige Idee der Vernunft.

Gerade ohne Notwendigkeit wird Gott zu Gott, als das oder der oder die, der ausserhalb und zwischen allem steht wenn alles gedacht, verstanden und geglaubt ist[3].

Gott bleibt übrig.

Das ist das Schöne und Verehrungswürdige an Gott.

Und so ist auch die Würde des Menschen an und für sich, sowie ihre Unantastbarkeit, in letzter Instanz eine Glaubenssache. Gut, man kann sich darüber streiten, mit Kant, ob sie aus der praktischen Vernunft abgeleitet werden kann. Aber wer sagt uns denn, ob und warum der kategorische Imperativ eine absolute Notwendigkeit ist ? Warum sollte unser Zusammenleben harmonisch und die Welt eigentlich gerecht gedacht werden ?

Menschenwürde Sache des Glaubens, Menschenrechte Sache der Vernunft.

Und irgendwie hängen die zwei zusammen. Weil es um denselben Menschen geht. Und irgendwie könnte der Zusammenhang in dem liegen, den oder die oder das wir Gott nennen.

Auch dass man seine Würde nicht verlieren kann ist Glaubenssache (gottgegeben). Es ist Teil der Würde und macht sie erst zur Würde. Man kann sie auch dann nicht verlieren, wenn sie verletzt wird. Auch dann nicht, wenn man unwürdig handelt.

Jedes Leben ist würdig, auch wenn seine Lebensumstände menschenunwürdig sind. Oder wenn man alles macht, um seine Würde aufs Spiel zu setzen. Verlieren kann man sie nur im Tod ; aber nicht weil man sie dann verliert, sondern weil man dann nicht mehr ist.

Was bleibt ist die Würde. Viellecht das, was man früher Seele nannte. Oder Geist.

Im Gegensatz zu Gott bleibt sie aber nicht übrig.

Sie ist innig.

Darum auch leichter zu „handhaben“, zu achten, missachten, verachten oder verletzen.

Sie kann angetastet werden, auch wenn sie, oder gerade weil sie unantastbar ist.

Gott ist nicht unantastbar. Er ist aber auch nicht antastbar.

Ob Gott Würde hat, weiss ich nicht. Nicht einmal das.

Auch ob er gut ist, weiss ich nicht, auch wenn das immer wieder gesagt wird und sogar in der Bibel steht.

Die Güte Gottes, in unserer Welt ?

Was ist das schon, „gut“, vor und für Gott ?

Gott ist. Das reicht.

Auch ich bin, sogar wenn ich nicht ich bin. Das reicht auch. Ohne Denken[4].

Die Verheissung heisst : „Da !“[5]

Armin Kressmann 2012


[1] Für Kant : „Erkenntnis Gottes und seines Daseins.“ (Immanuel Kant; Kritik der Urteilskraft; Meiner, Hamburg 2009, p. 428) Ich gehe nicht so weit.

[2] Für Kant : « Glaube (als habitus, nicht als actus) ist die moralische Denkungsart der Vernunft im Fürwhrhalten desjenigen, was für das theoretische Erkenntnis unzulänglich ist. Er ist also der beharrliche Grundsatz des Gemüts, das, was zur Möglichkeit des höchsten moralischen Endzwecks als Bedingung vorauszusetzen notwendig ist, wegen der Verbindlichkeit zu demselben als wahr anzunehmen; obzwar die Möglichkeit desselben, aber eben sowohl auch die Unmöglichkeit, von uns nicht eingesehen werden kann.“ (p. 410s) Warum die „moralische Denkungsart“ ? Warum sollten Moral (Etrhik) und Glaube (immer) zusammengehen ? Abraham und Isaak, ist das moralisch, oder anders, was für eine Moral ist das ? Oder Jakob und Esau ? Oder das Kreuz ?

„Will ich nun aber ein übersinnliches Wesen (Gott) als Intelligenz denken, so ist dieses in gewisser Rücksicht meines Vernunftgebrauchs nicht allein erlaubt, sondern auch unvermeindlich; aber ihm Verstand beizulegen und es dadurch, als durhc eine Eigenschaft desselben, erkennen zu können sich schmeicheln, ist keineswegs erlaubt …“ (p. 428)

[3] Für Kant : „… so ist alle unsere Erkenntnis von Gott bloss symbolisch, und der, welcher si mit den Eigenschaften Verstand, Wille usw., die allein an Weltwesen ihre objektive Realität beweisen, für schematisch nimmt, gerät in den Anthropomorpism, so wie, wenn er alles Intuitive weglässt, in den Deism, wodurch überall nichts, auch nicht in praktischer Absicht erkannt wird.“ (p. 255)

[4] Gegen Descartes; die Würde braucht kein Denken, auch keine Vernunft und keinen Verstand. Es gibt keine „amentes“.

[5] Was nicht unmittelbar mit Dasein oder Existenz zu verwechseln ist.

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